André Scharkowski vom Hof Saßleben
Am Standort in Saßleben, wo Ende der 50er Jahre die ersten Ställe gebaut wurden, steht heute ein Neubau, der die bestmögliche Lösung für Tierwohl und artgerechte Haltung bietet.
Es ist bewölkt und kühl an diesem Herbstnachmittag 2020, als André Scharkowski vor dem neuen „Heiligtum“ der Bäuerlichen Produktionsgemeinschaft Saßleben wartet. Seit knapp einer Woche nun dürfen die Kühe den vollen Komfort des neu gebauten Milchviehstalles genießen. „Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis sich die Tiere an alles gewöhnt haben“, meint der Produktionsleiter, der seit dem Jahr 2000 im Betrieb ist.
“Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis sich die Tiere an alles gewöhnt haben“
Knapp 10 Jahre zuvor, kurz nach der Wende, wurde die heutige Bäuerliche Produktionsgemeinschaft Saßleben GmbH und Co. KG aus der damaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) „Morgenrot“ heraus gegründet. Heute, wie auch zu Beginn, bewirtschaftet der Betrieb knapp 1.000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, wovon ca. 870 ha Ackerland sind (ca. 130 ha Grünland). Seit 2009 wirtschaftet der gesamte Betrieb ökologisch.
Wachstum mit verschiedenen Standbeinen
Neben den heute knapp 600 gehaltenen Rindern, wovon ca. 280 Milchkühe sind, wird seit 2014 auch eine 530 KW Biogasanlage u.a. mit dem Futter, dass auf den Flächen angebaut wird, „gefüttert“. Zusätzlich zur Biomilch- und Biogasproduktion verfügt der Betrieb über weitere Standbeine, wie zum Beispiel einen Landschaftsbaubetrieb, eine Baumschule, einen Mutterkuhhaltungsbetrieb und einen Futtermittelmarkt. Seit neuestem befinden sich am neuen Stall auch eine Milchtankstelle und ein so genannter „Regiomat“, an dem man auch Produkte der Gläsernen Molkerei erwerben kann. Circa 40 Mitarbeiter beschäftigt die BP Saßleben derzeit insgesamt. Seit der Wende werden zudem kontinuierlich Lehrlinge ausgebildet.
„Die ersten Ställe wurden Ende der 50er Jahre hier am Standort in Saßleben gebaut“, erklärt André Scharkowski beim Rundgang über das Betriebsgelände. „Nach fast 60 Jahren konnten wir die Anforderungen an Tierwohl und artgerechte Haltung in den Altgebäuden nur noch bedingt erfüllen.“ Zudem gab es immer wieder Auflagen und Anordnungen, beispielsweise vom Umweltamt oder der Naturschutzbehörde. Somit stand der Betrieb im Jahr 2016 vor der Wahl – entweder die Milchproduktion aufgeben oder einen neuen Stall bauen. Eine Modernisierung der Altanlagen war von vornherein keine Option.
Die Entscheidung zum Neubau fiel dann im Jahr 2017 und nach langer und sorgfältiger Planung war im Mai 2019 der erste Spatenstich. Am 13.10.2020 durften die Kühe dann endlich in den neuen Stall einziehen.
“Um bestmögliche Lösungen für Tierwohl und artgerechte Haltung zu finden, haben wir uns während der Planungsphase sehr viele Betriebe angeschaut, unter anderem auch in Österreich und Frankreich.“
So entschied man sich beispielsweise nach dem Besuch auf einem französischen Betrieb für einen durchaus besonderen Fußboden. „Die Jauche fließt durch die Rillen des Bodens direkt ab. Somit stehen die Kühe quasi immer auf trockenem Boden und haben eine hohe Trittsicherheit. Außerdem führt dieser Bodenbelag zu einer Emmissionsminderung.“
Ein großer Faktor, der bei der Bauplanung ebenfalls Berücksichtigung fand, war die Arbeitskräftesituation. „Der Beruf des Melkers bzw. der Melkerin ist in meinen Augen ein aussterbender. Wir haben uns daher entschieden, den Stall voll zu automatisieren.“ Die Kühe werden nun von vier Melkrobotern gemolken. Zudem fährt ein so genannter Fütterungsroboter durch den Stall, der den Kühen bis zu 5-mal am Tag frisches Futter vorlegt. „Im alten Stall hatten wir immer 5-7 % Futterverluste. Nun durch den Fütterungsroboter haben wir faktisch kein Restfutter mehr“, lobt André Scharkowski die effiziente Arbeit der neuen Hightech-Maschine. Beim weiteren Blick durch den neuen Stall fallen Kuhbürsten, großflächige Tränken, ein weitläufiger Auslauf mit Weidezugang sowie dick mit Stroh eingestreute Tiefliegeboxen ins Auge und runden den vollen Kuhkomfort ab. Auch das Einstreuen der Liegeboxen übernimmt im Übrigen ein Roboter.
Artgerechte Tierhaltung steht im Zentrum
Die abschließende Frage nach den Erwartungen beziehungsweise Hoffnungen an den neuen Stall, beantwortet André Scharkowski selbstbewusst: „Wir glauben, unseren Kühen mit dem neuen Stall nun optimale Haltungsbedingungen bieten zu können. Der Stall erfüllt alle Anforderungen an Tierwohl, Kuhkomfort und artgerechte Haltung. Wir erhoffen uns eine sukzessive Leistungssteigerung der Milchmenge, vor allem aber der Lebensleistung, sprich die Tiere sollen einfach deutlich älter werden.“
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